Windenergie produzieren, um sinkende Milchpreise zu kompensieren: Als erste Bauern setzten Roland Aregger und seine Familie im Jahr 2005 auf ihrem Hof Feldmoos in Entlebuch LU auf Strom von grossen Windturbinen.
Dutzende oder gar Hunderte riesige Windturbinen, vielleicht in die Ost- oder Nordsee gepflanzt:
Wer heute an Windkraft denkt, hat wohl grosse Offshore-Windparks vor Augen.
Dabei tragen Windkraftwerke neben der Wasser- und der Sonnenenergie schon heute ihren Teil zum nachhaltigen Schweizer Energiemix bei. Dieser ermöglicht es, dass Elektromobilität hierzulande umweltfreundlicher und günstiger ist als in vielen Nachbarländern.
Auch beim Strom gilt: je lokaler, desto besser, denn so kann man die Übertragungsverluste gering halten. Der mit 16 Turbinen grösste Windpark der Schweiz befindet sich auf dem Mont Crosin im Berner Jura. Europas höchstgelegener Windpark mit vier Turbinen befindet sich dagegen am Griespass im Kanton Wallis, nahe der italienischen Grenze.
2020 produzierten die Schweizer Windkraftanlagen insgesamt 146 Gigawattstunden Strom. Das wäre genug, um die Batterie eines Audi RS e-tron GT (83,7 Kilowattstunden Nettokapazität) fast 1,75 Millionen Mal aufzuladen.
Ein kleiner Teil dieser Energie stammt aus dem Entlebuch. Knapp 1,3 Gigawattstunden lieferten die beiden Turbinen des Bauern Roland Aregger und seiner Familie. Sie waren Pioniere – und sind heute noch begeistert von der Windenergie.
FOTO: Der vernebelte Panoramablick von einer Windanlage zur nächsten. CREDIT: Stefan Bohrer
Zuerst überzeugte er seinen Nachbarn, Ende 1999 bewilligte der Gemeinderat statt einer Ausnahme in der Landwirtschaftszone eine «Sonderzone Windkraftanlagen». Diese wurde in den Zonenplan Landschaft integriert. Und im Dezember 2003 sagten auch die Einwohner an der Gemeindeversammlung einstimmig Ja zum Projekt.
Mit seinen Brüdern und seinem Vater gründete Roland Aregger die WindPower AG. 2005 errichtete das Unternehmen die erste Anlage, 2011 kam die zweite hinzu. Investiert hat die Gesellschaft rund 2 Millionen Franken.
Foto: Aus Milchbauer Roland Aregger ist ein Windenergieprofi geworden. CREDIT: Stefan Bohrer
Aus diesem Grund sind die Windverhältnisse massgebend für den wirtschaftlichen Betrieb. «Die Bandbreite zwischen rentabel oder unrentabel ist sehr schmal.» Der Energieertrag schwankt, 2018 etwa produzierten die beiden Turbinen insgesamt 0,95 Gigawattstunden. Ein Jahr später waren es 1,44 Gigawattstunden. Das reicht, um etwa 320 Haushalte ein Jahr lang mit Ökostrom zu versorgen. Oder um mit einem Audi Q4 40 e-tron (verbraucht 21,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometer) die Erde 166-mal zu umrunden und so 6,6 Millionen Kilometer zurückzulegen.
Die Windenergie ist in der Schweiz ein Standbein der Energiewende. Bundesrat und Parlament haben 2011 entschieden, die Schweizer Kernkraftwerke am Ende ihrer Laufzeit nicht zu ersetzen. Dafür werden die Energieeffizienz und Strom aus erneuerbarer Energie wie Wasserkraft, Solarstrom oder auch Windenergie verstärkt gefördert.
Trotzdem stösst die Windenergie auf starken Gegenwind. Arten- und Landschaftsschützer wehren sich bei jedem neuen Projekt. Nichtsdestotrotz sehen die Bundesämter für Energie und Raumplanung grosse Chancen für weitere Windparks. Neben dem Jurabogen weisen die Kantone Bern, Waadt, Fribourg und Graubünden ein hohes Windenergiepotenzial aus. Ende 2020 waren in der Schweiz insgesamt 41 Gross-Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 87 Megawatt (MW) installiert.
FOTO: Roland Aregger auf dem Weg zur einer seiner Windturbinen. CREDIT: Stefan Bohrer
Technologie als Chance, Verfahren als Hürde
Windenergie-Pionier Roland Aregger bleibt optimistisch. «Eine grosse Chance ist die Tatsache, dass die Anlagen immer leistungsfähiger werden», sagt er. Die grösste Hürde für Interessenten sei in der Schweiz das langwierige Bewilligungsverfahren.
Weltmeister beim Anteil Windenergie am landesweiten Strommix ist Dänemark, dort deckt der heimische Windstrom gemäss Energie Schweiz 39 Prozent des nationalen Strombedarfs. In Deutschland steuert Windenergie bereits nahezu zehn Prozent zum Inlandstrombedarf bei.
In der Schweiz mag die Windenergie noch eine Nische sein. Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien wird weiter steigen – nicht zuletzt, weil E-Mobilität nur dann Sinn macht, wenn die Elektrizität dafür ökologisch hergestellt wird.
Audi etwa will ab 2026 neue Modelle nur noch rein elektrisch anbieten und bis 2033 die Produktion von Verbrennermotoren nach und nach einstellen, so sieht es die Konzernstrategie «Vorsprung 2030» vor. E-Bauer Roland Aregger ist ein Pionier. Aber die Chancen stehen gut, dass ihm weitere Berufskollegen folgen werden.
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