Gael, beim Entwurf des neuen Konzeptfahrzeugs verzichteten Sie auf Tonmodelle und setzten ausschliesslich auf digitale Technologien.
Na ja, fast. Das war der Plan. Aber es ist immer gut, das Auto im Massstab sehen zu können, bevor es in Produktion geht. Es ist wichtig, an einem Tonmodell zu prüfen, ob die Proportionen stimmen. Beim Audi skysphere concept hatten wir zum Beispiel das Gefühl, dass er etwas zu flach aussah, als wir ihn mit der VR-Brille beurteilten. Wir beschlossen daher, die Daten schnell in Ingolstadt in Ton fräsen zu lassen, damit Marc Lichte sich das Fahrzeug ansehen konnte. Er gab uns sein Feedback, und wir fügten ein wenig Platz über dem Kopf der Insassen hinzu. Die Überprüfung der Proportionen ist der einzige Zweck des Tonmodells. Beim Verfeinern der Konturen arbeiten wir nicht mehr wie früher mit der Hand daran. Die gesamte Designentwicklung wurde digital durchgeführt.
Ist in der heutigen digitalisierten Welt ein virtueller Designprozess die logische Weiterentwicklung?
Es steht für mich ausser Frage, dass dies der Weg der Zukunft ist. Wir sparen nicht nur erstaunlich viel Zeit und Geld, sondern profitieren auch davon, dass wir uns mit Marc Lichte um ein digitales Modell versammeln können, obwohl wir uns in einem Satellitenstudio in Malibu befinden, das Tausende von Kilometern vom Audi Hauptsitz entfernt ist. Das allein ist schon ein enormer Vorteil. Wir müssen nicht erst ein Modell in den USA anfertigen und es dann zur Auswertung nach Ingolstadt schicken. Der ganze Prozess kann unmittelbar digital ablaufen.
Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung ist, dass ununterbrochen am Fahrzeug gearbeitet wird. Wir erledigen tagsüber in Kalifornien unseren Teil und senden dann die Daten nach Europa. Während wir nachts schlafen, werden sie in Ingolstadt, wo es Tag ist, ausgewertet, präsentiert oder weiterentwickelt. Wenn wir aufwachen, liegen schon Antworten oder Feedback vor. Das ist der richtige Weg.
Bitte erklären Sie, wie der digitale Designprozess funktioniert.
Wir beginnen in der Regel mit dem Skizzieren auf die altmodische Art, aber das macht nur einen extrem kurzen Teil des Prozesses aus, nur ein paar Tage. Dann gehen wir direkt zu den neuen digitalen Werkzeugen über, die es uns ermöglichen, unsere Vision durch Skizzen in 3D auszudrücken. Nach ein paar weiteren Tagen Arbeit mit unseren talentierten 3D-Operatoren können wir unsere VR-Brillen aufsetzen und mit Marc über Volumen und Proportionen diskutieren. Es ist fantastisch zu sehen, wie sehr sich die jungen Designer beim Skizzieren in 3D zu Hause fühlen. Sie können sich ganz selbstverständlich damit ausdrücken.