Sie verleihen dem neuen Audi Q4 e-tron seinen unverwechselbaren Farb- und Materialcode: Ein Besuch bei den Expertinnen der Abteilung Color & Trim von Audi.
Alle Verbrauchsangaben gelten zum Zeitpunkt der Publikation vom 15.01.2024.
„Viele denken, dass Kreativität eine Momentaufnahme ist – ein Geistesblitz, eine Offenbarung“, sagt Simona Falcinella, als sie nach den unzähligen Ideen gefragt wird, die in diesen Augenblicken hinter sorgfältig verschlossenen Türen entstehen mögen. „Wenn ein Job auf Kreativität basiert, erfordert der Schaffensprozess eine gewisse ‚kreative Resilienz‘, also die Kombination von kreativem Instinkt mit Erfahrung und Kompetenz. „Kreativität ist für uns eine tägliche Praxis, eine kontinuierliche Übung.“
Ein eingespieltes Team (v. l. n. r.): Annika de Boer, Christina Wittmann, Tiziana Mauri und Simona Falcinella diskutieren Lack- und Materialkombinationen.
Ein eingespieltes Team (v. l. n. r.): Annika de Boer, Christina Wittmann, Tiziana Mauri und Simona Falcinella diskutieren Lack- und Materialkombinationen.
Tiziana Mauri
Designerin Annika de Boer ist Teil des Teams. „Was unser Team so besonders macht?“ Sie hält kurz inne – es scheint viele mögliche Antworten auf diese Frage zu geben. „Auch wenn jeder von uns seine eigene Identität hat, sprechen wir alle die gleiche Designsprache“, sagt sie schliesslich.
„Ja, wir haben tatsächlich eine gemeinsame und sehr genaue Vorstellung davon, was Audi ist und wie wir Audi im Einklang mit der Markenidentität weiter entwickeln können“, fügt Simona Falcinella hinzu.
Vorbei an Showrooms, Schreibtischen, hohen Regalen und der sogenannten ,Materialbibliothek‘ geht es in das Innerste der Abteilung Color & Trim, wo zwei weitere Teammitglieder warten: Tiziana Mauri und Christina Wittmann. Alle vier zeichnen mit ihrer Expertise für das Oberflächen- und Lackdesign des Audi Q4 e-tron verantwortlich.
Wo genau beginnt die kreative Reise bei einem Grossprojekt wie der Ausstattung des Audi Q4 e-tron? „Mit einer konzeptionellen Idee, einer Intuition auf der Grundlage von breiter Trendforschung, die Design, Technologie und Gesellschaft umfasst. Anschliessend arbeiten wir diese Ideen aus, filtern sie und setzen sie in eine reine und unverwechselbaren Audi Sprache um“, sagt Tiziana Mauri, die die Serienprojekte der Abteilung Color & Trim leitet. „Das gesamte Team ist in alle Phasen des Projekts eingebunden – von der ersten konzeptionellen Ebene bis zur abschliessenden Serienentwicklung. Wir alle sind gleichzeitig Designerinnen und Fachspezialistinnen. Wir zoomen in den jeweiligen Prozess hinein und aus ihm heraus, arbeiten auf Mikro- und Makroebene.“
Auf der Suche nach dem optimalen Farbton lässt das Team zur besseren Vergleichbarkeit immer wieder Probeteile lackieren.
Industriedesignerin Christina Wittmann ist für die Projektkoordination innerhalb der Abteilung Color & Trim zuständig.
Auf der Suche nach dem optimalen Farbton lässt das Team zur besseren Vergleichbarkeit immer wieder Probeteile lackieren.
Industriedesignerin Christina Wittmann ist für die Projektkoordination innerhalb der Abteilung Color & Trim zuständig.
Der erste praktische Schritt ist die Entwicklung eines Farb- und Materialkonzepts, das auf den besonderen Charakter und die Positionierung des Modells abgestimmt ist. In dieser Phase nutzen die Designerinnen Moodboards und Trendforschung als Werkzeuge, um ihre Ideen, Intuitionen und Recherchen zu visualisieren und zu untermauern.
Danach werden die Konzepte in konkrete Muster umgesetzt: teils im hauseigenen Audi Design Center, das eine Lackiererei und eine Sattlerei umfasst, teils durch externe Lieferanten. „Wenn wir zum Beispiel auf der Suche nach der perfekten Farbe sind“, erläutert Christina Wittmann, „geben wir den Stand der Dinge, also die vorläufigen Farbdaten, in die Lackiererei, wo sie auf einem Probeteil umgesetzt werden.“ Der Kotflügel eignet sich dafür besonders gut, weil er eine attraktive Dreidimensionalität besitzt und das Licht sehr dynamisch spiegelt. Bis beispielsweise der perfekte neue Violett-Ton für den Audi Q4 e-tron gefunden war, wurde die Farbe nach und nach weiter nuanciert. Mehr Blaupigmente, mehr Metallic, weniger Metallic, mehr Rotpigmente. Bis das Team irgendwann entschied: Jetzt stimmt es.
Christina Wittmann
Solche Auswahl- und Abwägungsprozesse sind meist nicht auf das Color & Trim-Atelier begrenzt: Synergien zwischen den Gewerken spielen in jedem Produktionsschritt eine Rolle. Während Interieur, Exterieur und Oberflächen immer weiter Form annahmen, gelangten die Designerinnen zu einer immer präziseren Farb- und Materialpalette. Diese stellte dann den roten Faden dar, der das Äussere und den Innenraum später zu einer harmonischen Einheit zusammenfügte.
Sind die passenden Materialien und Farben gefunden, arbeitet das Team weiter eng mit den Kolleg_innen aus der Technische Entwicklung, der Qualitätsabteilung und den Marketing- und Strategie-Expert_innen zusammen. „Dabei ist es wichtig, unsere Ideen in die verschiedenen Arbeitsbereiche einzubringen sowie die Wünsche und Anforderungen jedes einzelnen Geschäftsbereichs in unsere Konzepte zu integrieren, ohne dabei unsere Vision aus den Augen zu verlieren“, erläutert Projektmanagerin Christina Wittmann. So werden alle Ideen einem Reality Check unterzogen. Niemand arbeitet hier im Elfenbeinturm.
Während ihres Studiums an der Design Academy Eindhoven spezialisierte sich Annika de Boer auf den Bereich „Mensch und Mobilität“.
Im Verlaufe ihres kreativen Prozesses gelangten die C&T-Designerinnen zu einer immer präziseren Farb- und Materialpalette.
Während ihres Studiums an der Design Academy Eindhoven spezialisierte sich Annika de Boer auf den Bereich „Mensch und Mobilität“.
Im Verlaufe ihres kreativen Prozesses gelangten die C&T-Designerinnen zu einer immer präziseren Farb- und Materialpalette.
Annika de Boer zeigt eine physisch kleine, aber extrem wichtige Neuerung, an der sie zwei Jahre gearbeitet hat: die Audi Ringe im Lenkrad. „Nach einem langwierigen Prozess des Experimentierens mit Glanzgraden, Farbabstufungen und Bürstungen ist das Ergebnis jetzt auf der Strasse zu sehen. Das ist ein richtig gutes Gefühl.“
Glanzgrade, Farbabstufungen und verschiedene Bürstungen: Annika de Boer hat zwei Jahre lang am Design der neuen Audi Ringe für den Innenraum gearbeitet.
Glanzgrade, Farbabstufungen und verschiedene Bürstungen: Annika de Boer hat zwei Jahre lang am Design der neuen Audi Ringe für den Innenraum gearbeitet.
Auf einem der Tische steht eine grosse Rolle hauchdünnen Materials mit vollkommen natürlich aussehender Baummaserung. „Die neue Premium-Oberfläche ,Linde Sediment Graubraun Naturell‘ ist ein technisches Furnier“, erklärt uns Annika de Boer. „Wir haben es mit besonderem Augenmerk auf den 3D-Effekt und die Haptik entwickelt. Beim Berühren kann man die dreidimensionale Holzstruktur fühlen, sie ist wirklich vorhanden.“
Anhand eines noch nicht auf ein Muster gezogenen Materialbogens erläutert Tiziana Mauri den ästhetischen Kniff einer weiteren neuen Oberflächenoption: ,Aluminium Konvergenz Anthrazit‘. „Damit die dafür vorgesehene Fläche im Auto nicht zu massig wirkt, haben wir das Design mit zwei verschiedenen Grafiken und Bürstrichtungen, die der Form des Bauteils folgten, optisch zweigeteilt.“
`Linde Sediment Graubraun Naturelle‘: eine der Premium-Oberflächen für den Audi Q4 e-tron, auf deren Entwicklung das Team besonders stolz ist.
Tiziana Mauri hat am Mailänder Politecnico Industriedesign studiert.
`Linde Sediment Graubraun Naturelle‘: eine der Premium-Oberflächen für den Audi Q4 e-tron, auf deren Entwicklung das Team besonders stolz ist.
Tiziana Mauri hat am Mailänder Politecnico Industriedesign studiert.
Annika de Boer
„Wir arbeiten sehr eng zusammen“, sagt Annika de Boer (rechts). Das Team hat eine genaue Vorstellung davon, was Audi ist und wie man Audi im weiter entwickeln kann.
„Wir arbeiten sehr eng zusammen“, sagt Annika de Boer (rechts). Das Team hat eine genaue Vorstellung davon, was Audi ist und wie man Audi im weiter entwickeln kann.
Simona Falcinella drapiert derweil eine grosse Stoffbahn vor sich. Was man unter den Fingern spürt, ist ein fester Stoff, der mit seinem leichten Schimmer sportlich, pur und auf eine gewisse Art edel wirkt – eher wie das Rohmaterial für einen futuristischen Haute-Couture-Entwurf. „Wir nennen es pragmatisch Technikgewebe“, sagt Falcinella. Woraus der Stoff besteht? „Unter anderem aus Textilabfällen und PET-Flaschen.”
Simona Falcinella hat in Mailand studiert. Sie war zunächst Modedesignerin, ehe sie in die Automobilwelt wechselte.
Kleinste Details sorgen für eine besonders intuitive Ästhetik: Das Interieur und das Exterieur müssen sich in perfektem Einklang befinden.
Simona Falcinella hat in Mailand studiert. Sie war zunächst Modedesignerin, ehe sie in die Automobilwelt wechselte.
Kleinste Details sorgen für eine besonders intuitive Ästhetik: Das Interieur und das Exterieur müssen sich in perfektem Einklang befinden.
Den Nachhaltigkeitsanspruch hat das Team im Projekt Audi Q4 e-tron mit besonderer Leidenschaft umgesetzt – bis ins kleinste Detail. Die Hutablage und vor allem die Unterbodenabdeckung, der Teppich, etwa bestehen unter anderem aus recyceltem Material. Später, als Autokäufer, wird man diese grossflächigste aller Oberflächen im Interieur kaum mehr wahrnehmen. „Der Teppichrücken besteht auch aus ausrangierten Stoffen der Textilindustrie, zum Beispiel Wolle und Baumwolle, vielleicht auch aus alten Jeans“, erklärt de Boer. „Und das weiche Obermaterial wurde unter anderem aus recycelten PET-Flaschen und recyceltem Granulat hergestellt.“
Ballen von Recyclingfasern im C&T-Studio – so sehen sie aus, ehe sie zu neuen Stoffen und Anwendungen weiterverarbeitet werden.
Textilabfälle, recycelte PET-Flaschen und Plastikgranulat mit Recycling-Anteil sind im Innenraum des Audi Q4 e-tron an verschiedenen Stellen zu finden.
Ballen von Recyclingfasern im C&T-Studio – so sehen sie aus, ehe sie zu neuen Stoffen und Anwendungen weiterverarbeitet werden.
Textilabfälle, recycelte PET-Flaschen und Plastikgranulat mit Recycling-Anteil sind im Innenraum des Audi Q4 e-tron an verschiedenen Stellen zu finden.
Am Ende eine letzte Frage: ob das Team eine gemeinsame Lieblingsfarbe im Lacksortiment des Audi Q4 e-tron benennen kann. Tatsächlich sind sich alle einig: Besonders originell sei das optional erhältliche ‚Auroraviolett‘. „Violett wird kulturell mit Luxus und psychologisch mit der Vorstellung von Wandel assoziiert“, erklärt Simona Falcinella. „Wir befinden uns in einer Zeit der Veränderungen, die Audi mit einer kühnen Farbe kommentiert. Somit passt der Farbton auch perfekt zum Charakter des Audi Q4 e-tron: eine perfekt ausgewogene Kombination von Sportlichkeit und Raffinesse.“
Simona Falcinella
Bis die perfekte Nuance von ,Auroraviolett‘ erreicht war, bedurfte es einiger Abstimmungsschleifen. Jeder Farbton der finalen Palette sollte den Charakter des Fahrzeugs bestmöglich unterstreichen.
Bis die perfekte Nuance von ,Auroraviolett‘ erreicht war, bedurfte es einiger Abstimmungsschleifen. Jeder Farbton der finalen Palette sollte den Charakter des Fahrzeugs bestmöglich unterstreichen.